Die etwas andere Sprache in Coaching

Die transverbale Sprache der Strukturaufstellungen

Die transverbale Sprache der Systemischen Strukturaufstellungen (SySt®) stellt eine Ergänzung zur rein verbalen Sprache in Coaching dar. “Da, wo das Schweigen im Sinne Wittgensteins beginnt, kann die transverbale Sprache durch ihr Aufzeigen Hinweise geben” wie Insa Sparrer sagt. Lesen Sie, wann und wie der Einsatz transverbaler Sprache einen Mehr-Wert kreiert.

Einen Unterschied zur Ist-Situation des Coaching-Kunden zu machen und neue Informationen für die erwünschten Ziele und Visionen zu generieren ist eine der Hauptaufgaben eines professionellen Coach.

Lösungsfokussiertes Coaching Gespräch

Was einen positiven Unterschied macht, anders formuliert eine Lösung, ein Ergebnis bedeutet, kann manchmal in einem lösungsfokussierten Coaching Gespräch herausgearbeitet werden. Lösungsfokussierte Fragen regen an, über Details der erwünschten Situation nachzudenken. Daraus entstehen oft neue Erkenntnisse, neue Zusammenhänge und vor allem wird das, was erwünscht ist im inneren Bild klarer und deutlicher.

Dieses „so-tun-als-ob“ und die Bilder im Kopf  werden so erlebt, als ob etwas näher herankommt bzw. als Annäherung an etwas, was als „besser“ beschrieben wird. Die Wahrscheinlichkeit, dass diese Situation tatsächlich eintritt, wir dadurch wahrscheinlicher.

Transverbale Sprache ergänzt und erweitert die verbale

In manchen Fällen entstehen in einem lösungsfokussierten Gespräch durch weitere verbale Fragen kaum neue Informationen mehr oder die Ziele sind inhaltlich nicht klar.

„Die transverbale Sprache stellt eine Ergänzung zur rein verbalen Sprache dar, da in ihr etwas gezeigt werden kann, worüber wir in der verbalen Sprache oft vergeblich zu sprechen versuchen. Da, wo das ‚Schweigen‘ im Sinne Wittgensteins beginnt, kann die transverbale Sprache noch durch ihr ‚Aufzeigen‘ Hinweise geben.“  schreibt Insa Sparrer in der Zeitschrift SyStemischer.

Systemische Strukturaufstellungen (SySt®), entwickelt von Insa Sparrer und Matthias Varga von Kibéd werden als eine Sprache aufgefasst, als transverbale Sprache, die die verbale Sprache und die nonverbale Sprache der Repräsentanten umfasst und zusätzlich die räumliche Anordnung der Repräsentanten zueinander.

Wir verwenden häufig Ausdrücke in der Alltagssprache, die auf räumliche Anordnungen hinweisen wie beispielsweise ‚er steht mir nahe‘, ‚ich brauche mehr Abstand‘ ‚wir haben unser Team neu aufgestellt‘, ‚der Chef stärkt mir den Rücken‘.

Als ein Gruppensimulationsverfahren nutzen die Systemischen Strukturaufstellungen (SySt®) unsere Fähigkeit der räumlichen Wahrnehmung und das Wissen zwischen uns zur Vermehrung von Informationen.

Wirkt unmittelbar … und zugleich länger

Wenn Coaching-Kunden nach einem Coaching Prozess mit Aufstellung bzw. transverbalen Elementen befragt werden, wie sie den Nutzen und die Wirkung beschreiben können, können sie oft auch einen sehr klaren neuen Zugang nicht in Worte fassen, da das Neue eben nur in der wesentlich reicheren transverbalen Sprache vorliegt.

Das Lösungserleben wirkt oft Monate nach der Aufstellung in schwierigen Phasen erleichternd, wird es von manchen Kunden beschrieben. Auch eine wissenschaftliche Studie an der Universität Heidelberg zeigt, dass Aufstellungen  sehr viel länger wirken als vergleichbare Methoden.

Das transverbale Gespräch ist nicht nur eine Alternative zum verbalen, sondern eine wesentliche und starke Erweiterung davon.

Wann macht der Einsatz transverbaler Sprache einen besonders wirksamen Unterschied?

  •  Neue Klarheit und Überblick

 Wenn bei einem Thema viele interne und externe Faktoren eine Rolle spielen und die Komplexität hoch ist.

In solchen Fällen schafft eine Externalisierung und räumliche Wahrnehmung Klarheit und Überblick.

Bei Fragen wie ‘was gehört alles zum System, z.B. zu einem Team, zu einem Projekt, sind alle projektrelevanten Faktoren berücksichtigt?’ entsteht eine neue Klarheit bzw. ein Überblick, wenn alle relevanten Aspekte der Fragestellung als ein räumliches Bild aufgestellt werden. So können auch bisher übersehene Aspekte und fehlende Elemente einbezogen werden. Auch das inhaltliche und/oder zeitliche Sortieren schafft eine neue Klarheit.

Eine Coaching-Kundin beschreibt diesen Umwandlungsprozess eindrucksvoll mit folgenden Worten:

„So werden Zusammenhänge und Beziehungen innerhalb des von mir in bestimmter

Weise wahrgenommenen Systems, mit jeder Bewegung und mit jedem Ausdruck und Eindruck innerhalb der Beziehungen, deren Teil ich bin, fassbarer, klarer, sichtbarer. Das Neue formiert sich sukzessive zu einer Struktur, die allen Elementen eine für sie und zueinander stimmige Position im System ermöglicht, Wahrnehmung für Wahrnehmung, Beschreibung für Beschreibung und Schritt für Schritt“.

  • Fine Tuning bei wichtigen Botschaften und Handlungen

Wenn das gewünschte Ergebnis klar ist, aber das Wie der Umsetzung unklar bzw. wenn bisherige Versuche nicht erfolgreich waren oder wenn es um Ausgleich und Anerkennung geht.

Wenn beispielsweise eine wichtige Maßnahme vom zuständigen Mitarbeiter nicht umgesetzt wird und die Frage etwa lautet:“ Wie kann ich es erreichen, dass es beim nächsten Gespräch  ‚ankommt‘?“  bringt ein Perspektivenwechsel oft überraschend schnell ein Verständnis und Einsicht für den Gesprächspartner.

So kann ein Dialog mit einer wichtigen Botschaft z.B. vor einem Mitarbeitergespräch simuliert werden und es ist unmittelbar erfahrbar, ob es die gewünschte Wirkung zeigt. Wenn die gewünschte Wirkung nicht gleich eintritt, kann der Coach modifizierte Sätze vorschlagen, so dass ein Fine Tuning möglich ist.

Dieses Probehandeln und Erleben der Situation minimiert das Risiko für ungünstige Auswirkungen und erhöht durch das Erleben-wie-etwas-funktioniert die Sicherheit, dass die gewünschten Effekte eintreten werden. So entsteht ein Mehr-Wert durch Einsatz der transverbalen Sprache. Auch Zukunftsszenarien beispielsweise in Projekten können so simuliert und daraus wertvolle Handlungsoptionen gewonnen werden.

  • Aus eins wird zwei

Wenn merkwürdig rätselhafte Konflikte und unerklärliche Situationen die Zusammenarbeit erschweren.

Aussagen wie ‚mit der Kollegin A kann ich nicht zusammenarbeiten, es ist ganz eigenartig‘  oder  ‚das bisher gute Klima im Team ist plötzlich getrübt, es ist eine seltsame Spannung da‘ weisen auf solche Situationen hin.

Es kommt häufig vor, dass Personen, Orte, Situationen, Themen und ähnliches mit anderen beispielsweise früheren Erfahrungen assoziiert werden. Angenommen, wir bekommen einen neuen Kollegen und dieser erinnert uns an jemanden, den wir kennen und mit dem wir eine schwierige Erfahrung gemacht haben. Wenn sich eine solche Überlagerung nicht von selber wieder auflöst, dann wird es schwierig, der neuen Kollegin neutral zu begegnen, weil sich ständig die frühere Erfahrung ungünstig hineinmischt.

Zur Klärung von solchen ‚versehentlichen‘ Aufstellungen ist die transverbale Sprache im Coaching Gespräch sehr hilfreich. Ein solcher Prozess läuft ohne viele Worte, vor allem ohne Diskussionen, Rechtfertigungen, Schuldzuweisungen. Es kann leicht und schnell getestet werden, ob beispielsweise etwas ‚dazwischengeraten‘ ist und ob es einen Unterschied macht, wenn das, was ‚dazwischengeraten‘ ist zur Seite geht. Wenn erlebt wir, dass ein solcher ‚versehentlicher‘ Konflikt mit etwas oder jemandem anderen zu tun hat, stellt sich meist eine sofortige positive Wirkung ein.

Vor allem die jüngeren Entwicklungen der SySt®-Miniaturen machen möglich, in ein verbales Coaching Gespräch transverbale Elemente einzufügen und danach wieder in das Gespräch zurückzukehren ohne die Komplexität einer ganzen Strukturaufstellung einzuladen.

Das transverbale Gespräch ist nicht nur eine Alternative zum verbalen, sondern eine wesentliche und starke Erweiterung davon, auch in organisationsinternen Coaching Prozessen. Ein achtsamer, lösungsfokussierter Umgang, eine Haltung des Nichtwissens ohne das Gehörte gleich zu deuten und einzusortieren vorausgesetzt.

Esin Suvarierol, 2015

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